Demo am 11.11.2020 am Landtag: Rettet die Kultur – unsere Ausbildung und unsere Zukunft!

Als Studierende von Musik- und Kunsthochschulen in Baden-Württemberg wollen wir am Mittwoch, 11. November, mit einer Kundgebung in der Nähe des Landtags (am Schicksalsbrunnen im Oberen Schlossgarten) auf unsere Ausbildungssituation unter Corona-Bedingungen aufmerksam machen. Gleichzeitig wollen wir ein Zeichen für den Erhalt der Kulturszene setzen. Beginn der Aktion: 13:30 Uhr.

Die Corona-Verordnung untersagt seit dem 2. November 2020 Veranstaltungen mit Publikum in Kunst- und Kultureinrichtungen. Dass Künstler*innen auf die Bühnen wollen, liegt nicht nur an ihrer Leidenschaft. Inzwischen breitet sich die Existenzangst einer ganzen Generation aus, die gerade ans Messer geliefert wird. Wenn Studierende von heute auf morgen kein Geld mehr für Miete und Essen haben, dann braucht es verlässliche und unbürokratische Nothilfefonds, die nicht aus Krediten bestehen. Nötig ist eine ausreichende staatliche Soforthilfe, die nicht zurückbezahlt werden muss. So gut wie alle Nebenjobs für Studierende sind weggefallen, ob auf Bühnen oder in der Gastronomie. Besonders hart trifft die finanzielle Not diejenigen von uns, die mehr für ihr Studium zahlen müssen als ihre Kommiliton*innen: Gerade in den vergangenen Monaten haben wir immer wieder die Aussetzung der Studiengebühren für Nicht-EU/EWR-Ausländer*innen und Zweitstudierende gefordert. Bisher aber gilt als einzige “Lösung” für diesen Missstand ein – vielleicht nur teilweise gewährter – Erlass nach Einzelprüfung im Härtefall. Wir fordern deshalb die sofortige Aussetzung jeglicher Studiengebühren.

Es geht für uns Studierende nicht nur um punktuelle Ausfälle, sondern um tiefgreifende strukturelle Veränderungen, die uns als zukünftige Absolvent*innen von Musik- und Kunsthochschulen und Akademien sehr hart treffen. Auch fallen jetzt öffentliche Auftritte für Künstler*innen weg – ersatzlos, weil die meisten Veranstaltungen online nicht sinnvoll umgesetzt werden können. Zahllose Veranstaltungskonzepte wurden in den letzten Monaten ausgearbeitet, Aufführungen wurden mit physischem Abstand geprobt und Hygienemaßnahmen getroffen, um Künstler*innen und Besucher*innen zu schützen. Es wurden strenge Konzepte erstellt, die sich bewährt haben, um Bund und Länder darin zu unterstützen, die Infektionsketten zu unterbrechen. Den kompletten Verlust kollektiver Erlebnisse gerade jetzt halten wir für fatal, zumal dadurch die Gefahr illegaler privater Treffen wächst. Wir fordern von der Politik, Veranstaltungen nicht generell zu verbieten, sondern dort möglich zu machen, wo Hygienekonzepte greifen. Kulturveranstaltungen mit größtmöglicher Sicherheit für Publikum, Mitarbeiter*innen und Künstler*innen zu untersagen, während Shoppen weiterhin uneingeschränkt auch dort möglich ist, wo sich ohne Abstände Menschen tummeln, zerstört die Kunst- und Kulturszene nachhaltig. Das berücksichtigt nicht die zahlreichen Anstrengungen im Bereich dieser Branche. Wir brauchen differenziertere Maßnahmen, damit der Betrieb hier wieder aufgenommen werden kann. Man darf nicht vergessen, um wie viele Menschen es sich handelt, die unser gesellschaftliches Leben bereichern, das demokratische Zusammensein fördern – und deren Arbeit auch große wirtschaftliche Bedeutung hat. Gegen die Gefährdung unserer Ausbildung und unserer beruflichen Zukunft wollen wir gemeinsam und solidarisch demonstrieren – und die Politik und Öffentlichkeit auf unsere Not aufmerksam machen.

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